Fachkräftegewinnung: Warum offene Kommunikation und Employer Branding hierfür von zentraler Bedeutung sind

Australien, die Schweiz und Schweden liegen ganz vorn im OECD-Index (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) der attraktivsten Länder für hochqualifizierte Fachkräfte. Deutschland belegt derzeit den 11. Platz. Nun könnte das frisch von der GroKo eingebrachte Fachkräftegewinnungsgesetz vermutlich noch ein paar Pluspunkte nachschieben, die ultimative Lösung für das Problem des Fachkräftemangels wird es aber aller Voraussicht nach nicht. Das Gesetz ist ein guter Schritt, aber eben nur einer von mehreren. Es kommt auch auf das einzelne Unternehmen an. Gesetze wirken von außen, Unternehmen von innen. Wenn sich beides in der Mitte trifft, entsteht eine gute Basis.

Fachkräftegewinnung strategisch angehen

Die Zeiten, in denen Unternehmen gelassen hunderte Bewerbungen durchsehen konnten, in denen die Frage „Wer will hier was von wem?“ eindeutig zu beantworten war, sind vorbei. Sicher gibt es nach wie vor besonders begehrte Arbeitgeber, aber Prioritäten und Einstellung vieler Arbeitnehmer haben sich verändert. Es geht nicht mehr darum, unbedingt bei Unternehmen X anfangen zu können, sondern es stellt sich die Frage: Was bietet mir Unternehmen X? Wie verhält es sich in puncto Nachhaltigkeit? Angesichts eines leergefegten Arbeitsmarktes wird die Auswahl größer, viele Arbeitnehmer müssen nicht mehr die erstbeste Gelegenheit wahrnehmen. Strategisches Vorgehen bei der Fachkräfte-Akquise ist möglich und machbar!

Der Schlüssel dazu liegt in der Kommunikation – von der Führung bis nach außen. Fühlen Mitarbeiter sich ernstgenommen, erfahren sie Unterstützung, werden ihre Leistungen honoriert, dann tragen sie dies auch nach außen. Das fängt bei Bewertungsportalen an, geht über soziale Medien und hört im Gespräch mit Freunden und Familie auf. Klassische Mundpropaganda, jetzt auch digital. Genau das ist ein Teil des wichtigen Employer Brandings, der Außendarstellung und Außenwirkung eines Unternehmens.

Anreize für qualifizierte Fachkräfte erzeugen

Die Gehaltszahlung allein reicht heute als Lockmittel nur noch selten aus. Unternehmen sollten Antworten auf folgende Fragen haben: Wie honorieren wir darüber hinaus gute Leistungen? Wie erkenne und fördere ich die Stärken meiner Mitarbeiter? Was tun wir hinsichtlich unserer sozialen Verantwortung? Die Verknüpfung zwischen einem offenen Umgang mit den Mitarbeitern und guten Verkaufsargumenten für das Unternehmen erleichtert die Gewinnung von Fachkräften. Das kann bedeuten, die Unternehmensstruktur mindestens ein Stück weit erneuern zu müssen, aber ohne Erneuerung, egal in welcher Hinsicht, überlebt auch kein Unternehmen.

Auch die Formulierung von Stellenanzeigen kann Einfluss auf die Anzahl und Auswahl der Bewerber haben: Ermögliche ich auch Menschen den Zugang, die eventuell keine Qualifikations-Punktladung auf den ausgeschriebenen Job hinlegen? Ein Punkt, der vor allem in Bezug auf ausländische Fachkräfte schwer wiegt. Sie scheitern oftmals noch daran, dass ihre Ausbildungen und Abschlüsse in Deutschland nicht als gleichwertig anerkannt werden. Doch ohne Fachkräfte aus dem nichteuropäischen Ausland werden wir die Lücke nicht schließen können. An dieser Stelle spielt die Kultur eines Unternehmens eine wesentliche Rolle: Wo Toleranz und Offenheit gelebt wird, fühlen sich Migranten willkommen und engagieren sich dementsprechend mehr. Früheren Untersuchungen zufolge kommen und bleiben auch vielen Menschen nicht, weil die Deutschen „unfreundlich“ seien. Wer also ausländischen Fachkräften Hilfestellung bei ihrer Integration und im Umgang mit der neuen Kultur bietet, schafft gute Voraussetzungen, sie an sich binden zu können. Ich lege Wert darauf, dass es insgesamt nicht darum geht, aus einem Unternehmen einen Streichelzoo zu machen. Sondern aufmerksam zu sein und nötige Veränderungen für ein zufriedene Belegschaft anzuschieben. Daran sollte sich doch eigentlich arbeiten lassen.